Einmal Führungskraft - Immer Führungskraft?


Viele Unternehmen waren durch die vergangene Wirtschaftskrise gezwungen, Personal zu entlassen und umzustrukturieren. Auch vor der Führungskräfteebene machte diese Entwicklung keinen Halt. Im Gegenteil, das untere und mittlere Management war vielfach von Umstrukturierungen betroffen. Wenn die Führungskraft selbst die Maßnahmen überlebte und im Unternehmen verblieb, so war die Funktion selbst häufig gefährdet. Abteilungen oder Teams wurden aufgelöst oder verkleinert, die Führungskraft hatte plötzlich deutlich weniger oder gar keine Mitarbeiterverantwortung mehr.

In diesem Fall ist zu überlegen, ob Sie als Betroffener mit der Rückstufung der Verantwortung einverstanden ist. Natürlich können Sie diese Entscheidung nicht rückgängig machen, aber Sie können individuell darauf reagieren.
Steht die Verringerung der Verantwortung Ihrer eigenen Karriereplanung im Wege oder können Sie kreativ damit umgehen? Wie sieht Ihr Lebenslauf aus? Besteht eine Chance, sich wieder hochzuarbeiten? Oder ist der beste Weg, sich auf die Suche nach einem neuen Arbeitgeber zu machen?

Natürlich ist hier abzuwägen, ob Sie beispielsweise schon über 15 Jahre in einem Unternehmen arbeiten oder bereits 50 Lebensjahre überschritten haben. Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind in den letzten beiden Fällen sicherlich schlechter zu bewerten als bei einer jüngeren Führungskraft, die drei bis fünf Jahre dabei ist.


Einmal Führungskraft – Immer Führungskraft?

Das war vielleicht einmal. Heutzutage gibt es immer mehr Lebensläufe, die Sprünge zur Seite aufweisen. Wichtig ist, dass der Verlust der Mitarbeiterverantwortung ausgeglichen wird, z.B. mit höherer Umsatzverantwortung, komplexeren Projektaufgaben, internationalerer Ausrichtung, neuen Geschäftsfeldern.
Weist Ihr Lebenslauf tatsächlich aber eine Abwärtsbewegung auf, so ist zu überlegen, ob dies wünschenswert ist. Auch die Übernahme einer gänzlich neuen Funktion, beispielsweise der Übergang eines Teamleiters Entwicklung in den Vertrieb als Einzelkämpfer, ist kritisch zu beleuchten. Sie werden in dem Fall vielleicht Schwierigkeiten haben, diese Entwicklung einem neuen Arbeitgeber plausibel zu erklären.
Eine Abwärtsbewegung verlangt daher immer Erklärungen. Auch Sie persönlich müssen mit dem Statusverlust umgehen können – oder sich draußen umorientieren.
Beachten Sie, dass der Statusverlust in einige Jahren nicht mehr auszugleichen ist. Es ist für den nächsten Arbeitgeber nicht nachvollziehbar, wenn Sie sich eine Führungsaufgabe wegnehmen lassen und erst Jahre später darauf reagieren.
 
Wie können Sie sich als Führungskraft intern und extern am besten verkaufen?
 
Networking - Ein Muß für Führungskräfte:
Als Führungskraft müssen Sie networken. Sowohl innerhalb des Unternehmens als auch außerhalb brauchen Sie ein Netzwerk aus guten Kontakten. Dieses gut gepflegte Netzwerk können Sie im Falle einer Krise leicht mobilisieren.
Ein internes Netzwerk ist sicherlich einfacher aufzubauen als ein externes. Innerhalb des Unternehmens bieten sich viele Möglichkeiten, Kontakte zu schließen. Sie können bestehende Schnittstellen weiter ausbauen, Projektarbeiten übernehmen, den Kommunikationsaustausch auf eine persönlichere Ebene heben. Verschiedene Unternehmen bieten Mentoringprogramme an, die sich ganz hervorragend zum Aufbau eines internen Netzwerkes nutzen lassen. Auch Weiterbildungsveranstaltungen, Meetings oder die Kantine und Betriebsfeste kommen als Orte des Networkings in Frage.
Externe Netzwerke verlangen mehr persönlichen Einsatz: Lassen Sie sich auf Fachmessen sehen, treten Sie Verbänden Ihrer Branche, Ihres Berufes bei (VDI, BDU, etc.), besuchen Sie Tagungen, nutzen Sie Internetportale zur Kontaktaufnahme (Xing).
Pflegen Sie entstandene Kontakte, die Sie weiterbringen, regelmäßig. Dazu genügt manchmal ein Anruf zum Geburtstag, manchmal ein gelegentliches Abendessen. Denken Sie an die Bedürfnisse Ihrer Kontaktpartner, vielleicht finden Sie einen interessanten Artikel, der Ihrem Partner bei einem seiner Probleme weiterhilft, vielleicht können Sie einen Kontakt für ihn herstellen.
Sind Sie mit Ihrer Position im Unternehmen unzufrieden und wollen sich intern verändern, so ist es wichtig, dass Ihre Bereitschaft, etwas anderes zu machen, bekannt ist. Aber ebenso wichtig ist Ihre Loyalitätsbekundung zum Unternehmen. Man soll Sie nicht als negativen, lamentierenden Mitarbeiter ansehen, sondern als engagierte Persönlichkeit, die auch in Krisenzeiten zum Unternehmen hält. Vielleicht ist Ihre Mobilität gefragt, Sie sollten nicht zu wählerisch mit der nächsten Aufstiegsposition sein, sonst bietet sich vielleicht keine mehr.
Streben Sie eine Veränderung außerhalb des Unternehmens an, so nutzen Sie Ihr externes Netzwerk. Bleiben Sie ihrem jetzigen Arbeitgeber gegenüber unbedingt loyal. Es muss deutlich sein, dass die Unternehmensentscheidung von Ihnen als Führungskraft akzeptiert und unterstützt wird, nur nicht in Ihre persönliche Karriereplanung passt. Als Führungskraft gehört es zu Ihrer Rolle, Unternehmensentscheidungen mit zu tragen, auch wenn Sie selbst davon betroffen sind. Und diese Rolle wollen Sie bei einem anderen Arbeitgeber ja wieder ausfüllen. Zu viel geäußerte Kritik über Ihren aktuellen oder vergangenen Arbeitgeber schadet Ihnen.
 
Zwischenzeugnis - ja oder nein?:
Bei einer Veränderung der Position können Sie ein Zwischenzeugnis anfordern. Es ist jedoch von der Unternehmenskultur abhängig, wie Ihnen diese Forderung ausgelegt wird.
In einem großen Konzern wird man sicherlich weniger Schwierigkeiten haben als in einem mittelständischen Familienunternehmen. Hier gilt es sorgfältig abzuwägen, ob ein Zwischenzeugnis tatsächlich angefordert werden sollte.
Bei einer angestrebten Veränderung außerhalb des Unternehmens ist ein Zwischenzeugnis mit Ihren bisherigen Erfolgen und Verantwortungen wünschenswert. Vielleicht haben Sie aber auch genügend kommunizierbare Erfolge gesammelt, so dass Sie bei einer Bewerbung zunächst auf ein Zeugnis verzichten können. Interessant für einen potentiellen neuen Arbeitgeber sind nachweisbare Erfolge wie z.B. Umsatzsteigerungen, Markteinführungen, Neuentwicklungen, etc.
Sollten Sie keine externe Veränderung in Betracht ziehen, dann verzichten Sie auf ein Zeugnis, es könnte falsche Signale senden.
 
Gehalt - Muß es ein bisschen mehr sein?
Werden Sie in der Hierarchie heruntergestuft, ist eine Verringerung des Gehaltes keine Seltenheit. Personen mit einer Gewinnbeteiligung werden während der Krise vielleicht auch darauf verzichten müssen. Diese Herabstufung müssen Sie bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz durchaus mitbedenken. Wenn Sie einige Jahre eine Degradierung akzeptiert haben, hat ein neuer Arbeitgeber keine Veranlassung, Ihnen Ihr Ursprungsgehalt zu zahlen.

Bei einer Stellenbesetzung ist natürlich das Gehalt ein ausschlaggebender Faktor. Vielleicht bekommen Sie auf dem freien Markt nicht das gleiche Gehalt wie Sie es bisher genossen haben. Besitzstandswahrung gibt es nicht.
 
Freier Stellenmarkt - Welche Wege gibt es?
Es gibt viele Möglichkeiten, sich als Führungskraft einen neuen Verantwortungsbereich zu suchen:

  • Kontaktieren Sie einen Personalberater, der sich in Ihrer Branche auskennt. Die eleganteste Art als Führungskraft, einen neuen Job zu finden, liegt sicherlich hier. Sie erhalten kompetente Unterstützung bei der Erstellung von Unterlagen, werden bereits von jemanden angepriesen und müssen beim nächsten Arbeitgeber nicht äußern, dass Sie aktiv auf Stellensuche sind. Lesen Sie hierzu auch den Artikel „Wie kann ich selber einen Personalberater nutzen?“.
  • Sie arbeiten über Ihr externes Netzwerk. Lassen Sie Ihre guten Kontakte wissen, dass Sie an einem Stellenwechsel prinzipiell interessiert sind.
  • Vorsicht ist geboten, wenn Ihre Branche so klein ist, dass Ihre Abwanderungsgedanken sich zu weit herum sprechen. Auch bei Kunden und Lieferanten sollten Sie nicht zu offenherzig sein. Ihrem jetzigen Arbeitgeber gegenüber müssen Sie unbedingt loyal bleiben.
  • Stellen Sie Ihr Profil in verschiedene Stellenbörsen ein. Für Führungskräfte ist Experteer eine gute Adresse. Empfehlenswert ist auch Xing. Hier geben Sie Daten über sich selber ein, das geht auch anonym. Sie können Wünsche äußern, so dass ein Personalberater oder ein Unternehmen, welches auf diese Weise Personal sucht, Sie finden kann.
  • Schauen Sie in den entsprechenden Fachzeitschriften, regionalen und überregionalen Zeitungen nach Stellenanzeigen. Die meisten Printmedien haben Suchmaschinen im Internet, wo Sie Anzeigen finden, die in den letzten Monaten freigestellt wurden.
  • Informieren Sie sich über die entsprechenden Internetseiten Ihrer Branche über neue Stellenangebote, z.B. www.ingenieurkarriere.de, www.biokarriere.de, www.analytica-world.de.
  • Besuchen Sie Fachmessen und treten Sie in Kontakt mit vielen Personen.
  • Erstellen Sie professionelle Bewerbungsunterlagen. Beachten Sie, dass viele Unternehmen heutzutage lieber Unterlagen per mail erhalten. Daher sollten Sie auch diese Unterlagen vorbereiten.
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