Vom Kollegen zum Vorgesetzten

Der Aufstieg aus den eigenen Reihen ist häufig problembehafteter als angenommen. Es gibt typische Fehler, die neuen Vorgesetzten immer wieder unterlaufen. Lesen Sie hier wie Sie diese vermeiden können.

Ein Chef aus den eigenen Reihen heißt für die ehemaligen Kollegen häufig "Es ändert sich nicht viel, denn Kollege XY kennt ja unsere Einstellungen". Man hofft, der ehemalige Kollege setzt sich für die Sorgen der Mitarbeiter ein. Die Kollegen erwarten Kontinuität und Verständnis.

Aber mit der Rolle als Führungskraft sind andere Sichtweisen verbunden. Möchte der neue Chef nun modernere Strukturen schaffen oder andere Strategien durchsetzen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die ehemaligen Kollegen sehr skeptisch reagieren. Der neue Vorgesetzte seinerseits rechnet mit einer hohen Unterstützung, da er ja meint, er macht es endlich für alle besser und man hat ja vorher so gut zusammen gearbeitet. So entstehen auf beiden Seiten schnell Enttäuschungen und Widerstände.


Es gibt typische Fehler von neuen Vorgesetzten aus den eigenen Reihen:

  • Sie machen ihre Arbeit weiter wie bisher. Ab und an gibt es eine Abteilungsbesprechung, in der der neue Chef Informationen von oben weiter gibt. Der neue Vorgesetzte nimmt seine Rolle als Führungskraft nicht an, sondern identifiziert sich weiterhin mit "seinem" Team.
  • Der neue Vorgesetzte kennt die Einstellungen und Probleme der ehemaligen Kollegen sehr gut. Er setzt daher keine unpopulären, aber notwendigen Veränderungen durch. Er will nicht den Unmut der Kollegen auf sich ziehen, mit denen er sich so gut verstanden hat.
  • Die neue Führungskraft delegiert ihre früheren Aufgaben nicht oder nicht konsequent genug. Dies bedeutet, dass zusätzlich zu den neuen Führungsaufgaben und neuen Zielen der "alte" Job weitergemacht wird. Der Vorgesetzte ist somit ständig überlastet.

 
Was können neue Vorgesetzte tun?

  • Nehmen Sie Ihre Rolle als Führungskraft an. Sie gehören nun nicht mehr in das Team der Mitarbeiter. Man wird Ihnen distanzierter begegnen und nicht alle Informationen mit Ihnen teilen. Man wird über Sie sprechen und manchmal auch schimpfen. Dies bedeutet nicht, dass die Beziehungen immer und deutlich abkühlen, aber es ist wahrscheinlich, dass der Umgang untereinander sich verändert.
  • Suchen Sie den Kontakt zu anderen Führungskräften. Sie müssen nun ein anders gelagertes Netzwerk aufbauen und finden auf diesem Weg vielleicht sogar einen erfahreneren Kollegen, der Ihnen bei Führungsproblemen einen Tipp geben kann.
  • Sprechen Sie frühzeitig mit den ehemaligen Kollegen über Ihre neue Rolle und Ihre Beziehung zueinander.Bitte fallen Sie nicht vom "Du" auf das "Sie" zurück, dies zeigt nur Ihre Unsicherheit.
  • Delegieren Sie rechtzeitig Aufgaben, um Zeit für Ihre neuen Verantwortlichkeiten und die Führungsaufgabe zu haben.
  • Durch Mitarbeiter- und Zielvereinbarungsgespräche etablieren Sie Ihre Rolle und kommunizieren Ihre Erwartungen. Sie erfahren so auch, was die Mitarbeiter denken und können entsprechend reagieren.
  • Beziehen Sie Ihre Mitarbeiter ein, delegieren Sie nicht nur Aufgaben, sondern auch Verantwortung. Durch Ihre intimen Kenntnisse der Gruppe wissen Sie genau, wer welche Verantwortung tragen kann.
  • Kommunizieren Sie offen und klar Ihre Ziele und Strategien. Beachten Sie, dass Sie die Erfahrungen der Kollegen einbeziehen, insbesondere wenn diese deutlich älter sind als Sie.
  • Etablieren Sie Abteilungsmeetings mit einer festen Tagesordnung.
  • Akzeptieren Sie, dass die Mitarbeiter gegen bestimmte Entscheidungen Widerstand aufbauen. Dies ist eine ganz normale Begleiterscheinung im Arbeitsalltag. Sie müssen nun mit solchen Führungsproblemen umgehen lernen.
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